1000 Jahre Verfasser des „Salve Regina“

Aus Altshausen im Umkreis der oberschwäbischen Stadt Ravensburg stammt der Verfasser berühmter kirchlicher Antiphonen wie des „Salve Regina, Mater misericordiae“ oder des „Alma Redemptoris Mater“. Vor genau 1000 Jahren, am 18. Juli 1013, wurde er in Saulgau als Sohn des Grafen Wolfradus II. von Altshausen geboren.
Von Geburt an gelähmt, ist er als Hermann der Lahme oder Hermann von Reichenau in die Geschichte eingegangen. Seit 1020 Klosterschüler in der von Karl dem Großen gestifteten Abtei Reichenau im Bodensee, wurde er 1043 als Mönch in die Gemeinschaft aufgenommen, wo er am 24. September 1054 im Alter von 41 Jahren auch verstarb.
Als er ins Kloster kam, hätte wohl kaum jemand daran gedacht, dass er einer der bekanntesten Söhne der Gemeinschaft werden sollte. Von klein auf konnte er nicht gerade stehen und auch nicht gehen, selbst sitzen war für ihn schwierig. Was er sagte, konnte man kaum verstehen, und auch seine Finger waren zu krumm, um zu schreiben. Doch ausgerechnet er wurde der Ruhm des ganzen Klosters, so dass schon 1048 sogar Kaiser Heinrich III. und 1049 auch Papst Leo IX. die Reichenau besuchten.
Hermann verfasste eine von Christi Geburt bis 1054 reichende Weltgeschichte, die erste der deutschen Kaiserzeit, machte Erfindungen, schrieb mathematische und astronomische Werke, aber auch Gedichte, liturgische Sequenzen und Texte zu Heiligenoffizien, die er auch vertonte. Auch als Musiktheoretiker und Verfasser musikalischer Lehrbücher wurde er bekannt.
Trotz seiner Gebrechen und dauernden körperlichen Beschwerden wird er von seinen Zeitgenossen als immer lächelnd, freundlich, höflich mit allen, hilfsbereit, offenherzig beschrieben.
Sein bekanntestes Werk, das „Salve Regina“, zeugt neben den anderen Texten von seiner großen innerlichen Gottes- und Marienminne, die er, der selbst nicht wirklich sprechen oder singen konnte, so wunderbar klar und einfach in Text und Melodie ausdrückt, dass dieses Lied auch 1000 Jahre später noch weltweit in der katholischen Kirche erklingt und jeden Gläubigen in diese wahre christliche Gesinnung einführt:

Salve, Regina, mater misericordiae,
vita, dulcedo et spes nostra, salve!
Ad te clamamus, exsules filii Evae. Ad te suspiramus,
gementes et flentes in hac lacrimarum valle.
Eia ergo, advocata nostra,
illos tuos misericordes oculos ad nos converte!
Et Jesum, benedictum fructum ventris tui,
nobis post hoc exsilium ostende!
O clemens, o pia, o dulcis Virgo Maria!

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Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit,
unser Leben, unsre Wonne, unsere Hoffnung, sei gegrüßt!
Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas, zu dir seufzen wir
trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen.
Wohlan denn, unsre Fürsprecherin,
wende deine barmherzigen Augen uns zu!
Und nach diesem Elend zeige uns Jesus,
die gebenedeite Frucht deines Leibes!
O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria!

Thomas Ehrenberger

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